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Today's quote:

Sunday, July 27, 2025

"Das beste Buch ist aber das, welches dem Leser seinen eigenen Reichtum fühlbar macht."

 

Lies das ganze Buch hier.

 

So schrieb der schon ganz vergessene Waldemar Bonsels in seinen Lebenserinnerungen "Menschenwege - Aus den Notizen eines Vagabunden". Ich fand dieses alte Buch in einem Buchantiquariat und wünschte ich hätte es schon früher gefunden denn es ist voller Einsichten und Weisheiten die einem durch das Leben helfen können. Schon das erste Kapitel beginnt einsichtsvoll:

"Eines Tages im Verlauf unseres Lebens kommen die Menschen unserer Jugend wieder zu uns, einer nach dem anderen, jeder zu seiner Stunde, und reden zu uns, auch die Toten ........ Die tiefere Bedeutung dieser Wiederkehr liegt in ihrer Mahnung. Es ist die letzte Mahnung aus einem versunkenen Abschnitt unseres Lebens, sie rieft unsere Erinnerung an und zugleich das Gedächtnis wach, so daß wir genötigt werden zu forschen und zu vergleichen ..."

Und hier ist ein Ausschnitt vom fünften Kapitel:

"Eines Nachmittags durchschritt ich einen Wald in der Nähe der Stadt. Ich hatte einen schmalen Fußsteig eingeschlagen, der zwischen hohen alten Buchen dahinführte, in der Hoffnung, damit ein Stück der Landstraße abzuschneiden, und dachte darüber nach, aus welchem Grunde in diesem Augenblick mir und in so vielen anderen Augenblicken den meisten Menschen daran gelegen sei, ohne daß uns Eile trieb, doch unseren Weg zu verkürzen. Das Ziel lockt, dachte ich, auch ohne daß es etwas verspricht oder auch nur bekannt ist, es ruft und zieht uns an, auch wenn wir wissen, es wartet unser kein Mensch und kein Tun, nichts als das, was wir auch nach einer Stunde noch vorfinden werden. Woran mag es liegen, dachte ich, und schritt langsamer. Es hat seinen Grund darin, daß wir alle noch nicht gelernt haben, in der Gegenwart zu leben, sagten mir meine Gedanken, es ist viel leichter, die Zukunft in unsern Betrachtungen wachzurufen, als die Gegenwart. Immer wandert unsere bestimmte oder unbestimmte Hoffnung uns voraus und zieht uns hinter sich her, wie ein Nachtschmetterling vom Licht angelockt wird, und wir übersehen darüber die Schönheiten, den Wohlstand und die Fülle unserer Straße. ......... Da blieb ich unter den Bäumen stehn und dachte: das Alter! Die alten Menschen haben es gelernt, nicht durch ihre reicheren Erfahrungen, denn das Alter bereichert nur die Reichen, nur die Guten werden mit ihm besser und nur die Klugen klüger, sondern einfach deshalb, weil sich ihnen die Hoffnung langsam gegen die Erinnerung eintauscht. Am Ort dieser inneren Wandlung liegt ein erneutes Bewußtsein für den Wert der Gegenwart, mit den Tagen ergeht es den Menschen ähnlich wie mit dem Geld, erst wenn sie gezählt sind, wissen sie ihren Wert."

Das Buch endet mit dem siebenten Kapitel und den Worten:

"Unser irdisches Leben ist eine kurze Gelegenheit, Brüder, eine Morgenstunde."

 


Googlemap Riverbend

 

P.S. Ich hatte noch nie von Waldemar Bonsels gehört. Anscheinend war Bonsels in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein vielgelesener Erfolgsautor. In 1912 erschien sein Kinderbuch "Biene Maja und ihre Abenteuer" welches damals schnell zu einem großen Erfolg wurde. Bonsels konnte sich deshalb ganz dem Schreiben widmen. 1924 wurde die Geschichte erstmals mit echten Tieren verfilmt. Bis heute erreichte die Geschichte um die neugierige Biene Millionenauflagen. Übersetzungen in über 100 Sprachen, Videos, Hörspiele und ein Musical machten sie zum Liebling zahlreicher Kindergenerationen. Vor allem aber die Zeichentrickserie mit dem Hit von Karel Gott ("Und diese Biene, die ich meine, nennt sich Maja") wurde ein Erfolg.